Der “Andere” Churchill!

 

. . . und wieder einmal waren es jene Tage, an denen Mr. Churchill, eben dieser Andere, hinaus in die weiten Flächen der Wiesen ging, um, wie des öfteren, wenn seine Frau auf Reisen war, sich der Einsamkeit hinzugeben.

Und eben an jenem Tag, an dem ihn so viel in seinen Gedanken begleitete, genoss er dieses Schlendern, dieses bewußte Lauschen, dieses leise Rauschen seiner entblößten Füße, im nassen Gras. Ganz unsportiv, ganz in seinem Gefühl, ganz im Hören auf innere Stimmung und -

dem Chor der Kohlmeisen!

In diese Stimmung zwischen nassem Gras und choralem Gezwitscher nistete sich dieser Wunsch nach unverbautem Blick. Doch diesen erlangte er nur, durch unbeirrtes Schreiten bergan, am Fuße der Alb.

Und als er nun am Ort des weiten Blickes verweilte und dieses saftige Grün der Felder in sich genoss, verspürte er wieder diesen leisen Drang des unwiderstehlichen Einsaugens von Farbe, Klang und Duft. Ganz still glitt seine Hand in die etwas abstehende Hemd-Tasche, in der schon etwas ruhte.

Es war eine von Hand gerollte, in ihrem Duft schlummernde - Zigarre!!

Aus der Ferne schienen sich seine Sinne zu sammeln. Ein leises Brennen an der befeuchtenden Zunge. Schwefelduft beim entzünden. . . als dann der erste Zug. Das Betrachten der Glut und der nachziehenden Asche war eine Art von Rythmus geworden, der in der Stetigkeit leichter und schöner wurde.

Im gleichzeitigen zerfließen des Rauches lagen Verbindungen zu “Manifestation und Zerfall”, einem Ablauf, dem sich alles Leben stellen musste. Und so auch er, Mr. Churchill, der Andere!

In Anbetracht dieser entspannten, gelassenen Stimmung war ein Vergleich entstanden, der die umgekehrte Seite das gehetzt sein, die allzu sportive Monotonie, in Frage stellte.

War Sport, Mord? Im Sinne von Leistungsdruck und auswegloser “Herz-Kreislauf-Dogmatik”!? War ein “sportives” großes Herz gleichzusetzen mit viel Gefühl und Herzlichkeit? Oder war es ein verbrannter Raum, an Sinn und Sinnen? Also doch, “MORD”?

Mr. Churchill grinste ein wenig in Anbetracht solch gedanklicher Kontraste. Selten sprach er sie aus und weilte in Zurückhaltung. Als er sich beim letzten Strahl der Sonne bergab begab vernahm er leisen Dank. Die Zigarre war erloschen, doch ein Hauch von Genießen war ihm als Begleitung! Und ganz plötzlich entwarf diese Begleitung einen letzten Gedanken, der da meinte: “ Genießen meint wohl Abschied nehmen, von der Vielzahl Deiner Zeit und sich Einem zu bequemen, dem einen Zug, der “Ewigkeit”?

So meint Genießen wohl nicht lang gedacht - schlicht nur auf den Punkt gebracht!

Freudig empfing der “Andere” Mr.Churchill seine Frau am Bahnsteig. Interessante Begebenheiten gab es zu erzählen. Von Sport sei Mord, bis zu merkwürdigen Träumen, von auf Bäumen sitzenden, “hustenden”. . . Kohlmeisen!

 

P.S. Frau Brotbeck grüßt alle rauchenden Bewohner im “Haus der Löwen”!

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